Gemeinderat gibt grünes Licht für den Ausbau der Umleitungsstrecke

Rechtliche Weichen für Sanierung der L94 gestellt – Grafmüller GmbH soll nun die Umgehung fit für den Verkehr machen

Die Kastanien und Linden hinter der Kapellenbrücke sind bereits gefällt. Jetzt kommt weitere Bewegung in die Sanierung der Ortsdurchfahrt Unterharmersbach.


Die notwendige Satzung über die »Aufstellung des Bebauungsplans Ortsdurchfahrt Unterharmersbach (L94)« wurde in der Gemeinderatssitzung am Montag einstimmig beschlossen. Damit sind die Weichen für den Baubeginn des Großprojekts gestellt, das den Verkehr entlang der Verkehrsader »Haupt­straße« für die nächs­ten Jahre prägen wird.

Die Stadtverwaltung hatte zuvor die eingegangenen Anregungen im Rahmen der Offenlage geprüft. Im Wesentlichen stellten sich darin zwei problematische Punkte dar: die Erreichbarkeit von Autohaus und Tankstelle Schülli sowie die Parksituation am Eckgrundstück Hauptstraße/Buchenwaldstraße. Den Einwendungen der Eigentümer konnte aufgrund bautechnischer Zwänge leider nicht abgeholfen werden. In einem Gespräch zwischen Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner und Josef Schülli wurde im Vorfeld zur Gemeinderatssitzung zumindest in Bezug auf Tankstelle und Autohaus eine einvernehmliche Regelung gefunden.
So sollen eine Hinweisbeschil­derung und Bypässe möglich sein, so dass eine Zufahrt weiterhin gewährleistet bleibt.

In Hinblick auf die nötigen wasserrechtlichen Genehmigungen zum Neubau der Brücken entlang der Sanierungsstrecke finden sich noch Lücken. Allein das Verfahren für die neue Kaffeebrücke ist schon durch. Die Genehmigungen der anderen Brücken befinden sich momentan noch in der Bearbeitung. Bürgermeister Pfundstein erwartet dadurch keine Verzögerungen, »da die Behelfsbrücke an der Wallfahrtskirche planmäßig gelegt wird«. Die Freien Wähler forderten die Verwaltung in der Sitzung auf, mit Nachdruck auf Termintreue zu drängen.

Für die Baumaßnahme wird eine zeitweise Vollsperrung der Hauptstraße nötig sein. In der am Montag verabschiedeten Satzung ist verankert, dass die von den Umfahrungen betroffenen Anwohner frühzeitig und umfangreich durch die Stadt informiert werden.

Straßen werden für die Umgehung vorbereitet, Firma Grafmüller erhält den Auftrag freihändig

Bevor es mit der eigentlichen Sanierung an der Hauptstraße losgehen kann, müssen die Umleitungsstrecken fit für den Durchgangsverkehr gemacht werden. Arbeiten an der Kanalisation und an der Trinkwasserversorgung sind notwendig, dazu Straßenbauarbeiten und das Errichten einer Behelfsbrücke nahe der alten Kapellenbrücke. Insbesondere stehen die Ertüchtigung und Verbreiterung der Kapellenstraße auf dem Programm, damit der Begegnungsverkehr von LKWs, mit dem dort nicht zuletzt durch die Transporte von und zu Metaldyne in den nächsten Jahren wohl häufig zu rechnen ist, nicht zum Chaos führt.

Außerdem sollen die Wiesenfeldstraße und die Josef-Holzer-Straße verbreitert werden. Der Gemeinderat stimmte mit einer Enthaltung zu, mit diesen vorgezogenen Maßnahmen im Bereich der Umleitungsstrecke, im Rahmen einer Freien Vergabe die Grafmüller GmbH aus Zell am Harmersbach zu beauftragen. Gemeinderatsmitglied Hannes Grafmüller nahm wegen Befangenheit nicht an der Abstimmung teil.

Fünf Firmen hätten im Rahmen des Verfahrens die Ausschreibungsunterlagen angefordert. Letztendlich wäre lediglich das Angebot von Grafmüller eingegangen. Das Angebot übertraf die Kostenschätzung des mit der Gesamtplanung beauftragten Ingenieurbüros Wald + Corbe um etwa 21 Prozent. Die Ingenieure hätten Kosten von 805.561,78 Euro brutto ermittelt, das Grafmüller-Angebot wäre bei 974.839,93 brutto gelegen. Um herauszufinden, wie sich die Differenz erklären lasse, hätte deshalb am vergangenen Freitag ein Gespräch zwischen Stadt, Bauunternehmen und Planungsbeauftragten stattgefunden, in dem die Kalkulationssätze sowie technische Details durchgesprochen worden wären. Ziel wäre gewesen, Möglichkeiten der Kostenreduktion durch optimierte Bauabläufe zu finden. Aus terminlichen Gründen wäre eine neue Ausschreibung nicht in Frage gekommen.

Wie die Planer des Ingenieurbüros berichteten, stellte sich während des Gesprächs heraus, dass für Grafmüller speziell die mögliche Entsorgung kontaminierter Böden schwer zu kalkulieren sei. Das nachgebesserte Angebot vom 12. März umschließe deshalb nun allein die Entsorgung des teerständigen Materials. Nicht enthalten seien hingegen die Einflüsse des teerständigen Materials im Untergrund, mit denen jedoch insbesondere im Bereich »Kapellenstraße« zu rechnen sei. Dem Gemeinderat wurde von den Experten empfohlen, ebendiese Leistung aus dem Auftrag auszugliedern und – wenn über konkrete Volumina verhandelt werden kann – separat für Spezialfirmen auszuschreiben. Eine erste grobe Schätzung anhand von Erfahrungswerten hätte wahrscheinliche Kosten für diese Entsorgung von etwa 50.000 Euro ergeben. Die Böden würden bis zur Entsorgung im Bereich des Bahnhofs zwischengelagert werden.

Abschließend empfahl das Ingenieurbüro dem Gemeinderat, die Ausschreibung aufzuheben und der Grafmüller GmbH nach Vorlage des überarbeiteten Angebots den Auftrag über 826.120,30 Euro freihändig zu erteilen. Das sei rechtlich möglich, da nicht sicher wäre, dass eine neue Ausschreibung zu besseren Preisen führen würde und eine neue Ausschreibungsrunde den Zeitplan gefährde. Momentan würden landauf, landab viele Bauprojekte umgesetzt, die Firmen wären dementsprechend gut ausgelastet. Zudem seien die ausgeschriebenen Arbeiten anspruchsvoll, da in kurzer Zeit viel zu bewegen sei und innerörtliche Bauvorhaben für viele Firmen aufgrund der beengten Verhältnisse generell uninteressanter seien als Neuerschließungen am Ortsrand.

Schon in zwei Wochen geht es los, nur noch Kurzzeitparken an der Wallfahrtskirche

Als Baubeginn für die vorgezogenen Maßnahmen sei der 27. März geplant. Los ginge es mit den Vorbereitungen in der Kapellenstraße und rund um die Kapellenbrücke. Die Behelfsbrücke an der Kapellenstraße solle bereits Mitte Mai errichtet sein. Spätes­tens Anfang Juli müssen die vorgezogenen Maßnahmen abgeschlossen, die Umleitungsstrecke wie geplant ausgebaut sein. Fußgänger könnten dann die Lindenbrücke nicht mehr benutzen. Dort müssten nämlich Barken gestellt werden, weil die Fußwege nicht von Fahrzeugen überfahren werden dürften. Der offizielle Fußweg führe von diesem Zeitpunkt an über die Holzbrücke hinter der Kirche. Ob das praktikabel ist, wurde von so manchem Gemeinderatsmitglied angezweifelt. Auch über die Parkplatzsituation rund um die Wallfahrtskirche wurde gesprochen. Es sei geplant, dort Kurzzeitparken einzurichten. Für Gottesdienstbesucher gäbe es die Möglichkeit den städtischen Parkplatz in der Oberstadt oder den Klosterparkplatz vis-á-vis von Ritter Maschinenbau zu nutzen.

Um die Einschränkungen für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten, soll die Freie Vergabe an die Zusicherung des ausführenden Unternehmens gekoppelt werden, dass der Zeitplan eingehalten werde. Das Ingenieurbüro Wald + Corbe erklärte, dass mit der Beauftragung ein Zeitplan verbunden sei, der 20 Einzelschritte umfasse. Die Grafmüller GmbH hätte die darin genannten Ausführungsfristen schriftlich bestätigt.

Bürgermeister Pfundstein ist klar, dass »während der Baumaßnahmen nicht die gleiche Qualität wie jetzt« zu gewährleisten ist. Er bestärkte gleichzeitig, dass noch keine Zeit verloren sei, da sich alle Maßnahmen voll im Zeitfenster befänden und für die Termineinhaltung im Juli mit der Hauptstrecke begonnen werden müsse.

Der Baubeginn an der Kaffeebrücke sei für den 3. Juli vorgesehen, die Sanierung der L94 müsse ab Ende Juni/Anfang Juli beginnen, um im Zeitplan zu bleiben.

Autor: Susanne Vollrath, Schwarzwälder Post

(Erstellt am 17. März 2017)