Historisches Rathaus Zell hebt sich ab

Farbgestaltung im Gemeinderat

Der Gemeinderat Zell legte sich die die Fassadenfarbe fürs historische Rathaus Zell fest. Das Gebäude wird etwas dunkler als bisher, der Turm bildet mit helleren Sandsteinfarben einen Kontrast.

Welche Farbe das historische Rathaus Zell vor 100 Jahren einmal trug, lässt sich heute kaum noch feststellen. Der in den 1970er-Jahren aufgetragene Putz war umfassend und es blieb so gut wie nichts zurück, was früher einmal drunter war. Welche Farbe das Rathaus künftig tragen soll, war Gegenstand der Gemeinderatssitzung am Montag.

Die Gemeinderäte hatten dabei die Auswahl zwischen drei Varianten, die zusammen mit der Restauratorin Lucia Grün, dem Restaurator Bernhard Wink sowie dem Architekturbüro/SWS Architekten erarbeitet wurden. Zur Wahl stand eine Art "Ton-in-Ton-Variante" mit dem neuen Anbau des Rathauses, eine hellere Variante mit dunkler Absetzung des Rathausturms sowie eine Variante, bei der das Rathaus dunkler ausfällt und der Turm in helleren Sandsteinfarben hervortritt. Diese letzte Variante machte am Ende das Rennen, nachdem in drei Abstimmungen die anderen Varianten zu wenige Stimmen erhielten und damit ausschieden.

Die Diskussion über die Farbgestaltung war erwartbar kontrovers, was auch die Tatsache belegt, dass alle drei Varianten Stimmen bekamen – zwei davon aber eben weniger als die Variante 3. Nur wenige Gemeinderäte wollten, dass altes und neues Rathaus den gleichen Farbton haben sollten. Dies wirke in der Summe der Baukörper als zu einheitlich und damit zu wuchtig. Thomas Hoog (FW), im Hauptberuf als Malermeister vom Fach, brach schließlich eine Lanze für ein Rathaus, dessen Fassade etwas dunkler ausfällt, sich dadurch aber auch vom Neubau absetzt: "Das würde dem historischen Bau gerecht werden".

"Leichtigkeit"

Dass durch den heller ausgestalteten mittigen Rathausturm die Fassade aufgelockert wird hatte auch schon Ideengeberin Lucia Grün in ihrer Begründung angegeben. Die Farbrestauratorin schrieb: "Die Sandsteinelemente sind hier in einem helleren Rotton gehalten, der die natürliche Sandsteinfarbe hervorhebt. Die Putzflächen sind, im Gegensatz zu den Farbkonzepten 1 und 2, in einem dunklen Rotton gehalten. Die Umkehr der Helldunkelwerte gibt insbesondere dem Rathausturm eine neue Leichtigkeit und den dunkleren Putzflächen eine klare Setzung und Festigkeit. Der ursprünglich gewünschte farbliche Zusammenhang zwischen Neubau und Altbau bleibt dabei erhalten."

Sybille Nock (Grüne Liste) wies darauf hin, dass man die Farbgestaltung eigentlich schon viel früher hätte entscheiden müssen. Jetzt, kurz vor Ende der Arbeiten, verschwanden auch die angebrachten Muster der Varianten hinter Gerüst und Plastikabdeckungen. Klar war allen Beteiligten, dass Witterung und Lichteinfall die Ansicht der Fassade beeinflussen.

Und Bürgermeister Günter Pfundstein stellte nach der Sitzung auf die nicht ganz ernstgemeinte OT-Nachfrage fest, dass es in Zell kein "rotes Rathaus" geben werde.

Autor: Dietmar Ruh, Offenburger Tageblatt