Fantasy, Magie und ein genialer Außenseiter

Schulentscheid im Vorlesewettbewerb am Zeller Bildungszentrum

Von links nach rechts: Keanu, Marie- Luise, Paula und Milla

Der Gewinner beim Vorlesewettbewerb 2019 am Bildungszentrum Ritter von Buß heißt Keanu Dold. Im Finale der Klassensieger platzierte sich der Schüler der W6 knapp vor Marie Luise Bruder (R6a), Milla Sattler (R6b) und Paula Welle (R6c). Beim Bezirksentscheid der besten Vorleserinnen und Vorleser im nächsten Frühjahr wird Keanu die Zeller Schule vertreten.
Im ersten Teil der Endrunde mussten die Klassenbesten einen Text aus einem selbst gewählten Buch vorlesen, im zweiten Teil dann einen unbekannten Text. In Jakob Leonhardts Jugendbuch „In der Faulheit liegt die Kraft: Geniale Chaoten fallen nicht vom Himmel“ ist der „Held“ Felix eher eine Null-Begabung im Sport, doch im Zeichnen ein echtes Talent. Dass er sich selbst als „Superchaot“ einschätzt und damit in seinem Umfeld für reichlich Turbulenzen sorgt, lässt den Außenseiter mit dem lockeren Mundwerk ziemlich „cool“. Ein Buch mit flotten Sprüchen und einer eigenwilligen Autorensprache, die Keanu treffend wiedergab.
Mit seinem Schabernack treibt „Luzifer junior“ im gleichnamigen Buch von Jochen Till seinen Vater fast in den Wahnsinn, denn der Filius „Luzie“ ist einfach zu gut für die Hölle. Deshalb wird er auf die Erde verbannt. Denn wo könnte man das Böse sein besser lernen als bei den Menschen, meint Papa Teufel. Der Text, den Marie Luise Bruder vorlas, ließ erahnen, dass „Luzie“ das ganz und gar nicht will.
Paula Welle trug eine Passage aus „Das Zeiträtsel“ vor, einem der bekanntesten Werke der US-Kinderbuchautorin Madeleine L’Engle. Die 13-jährige Meg und ihr kleiner Bruder Charlie, der Gedanken lesen kann, wollen ihren Vater retten. Dieser – ein berühmter Wissenschaftler – wird auf einem entfernten Planeten gefangen gehalten. Kann er befreit werden? Das wurde nicht verraten.
In Margit Auers „Schule der magischen Tiere“, das sich Milla Sattler für ihren Vortrag ausgewählt hatte, verbinden sich Magie und Humor zu einer tollen Geschichte, in der es Ida und ihr magischer Fuchs Rabbit mit einem übereifrigen Juniordetektiv und Hoteldiebstählen zu tun bekommen. Und das ausgerechnet in den Schulferien. Man hätte gerne mehr erfahren!
Nuancen im Vortrag waren entscheidend
Als Fremdtext mussten die vier Konkurrenten abschnittsweise einige Passagen aus Uwe Timms Schullektüren-Klassiker „Rennschwein Rudi Rüssel“ vorlesen. Bewertet wurden dabei die Lesetechnik, die Betonung und der Einsatz der Stimme, denn die besondere Atmosphäre des Textes sollte zum Ausdruck kommen. Das gelang den drei Mädchen und Keanu gleichermaßen, sodass die Jury der Deutschlehrerinnen und Gastjurorin Petra Kühnpast von „Rund um’s Leben Kopf“ sowie Büchereileiter Hansjörg Wörner eine schwere Entscheidung zu treffen hatten: Nuancen im Vortrag machten Keanu Dold zum „Lesekönig“. Er wurde mit einer Urkunde ausgezeichnet. Zudem werden die vier Klassensieger jeweils einen Büchergutschein erhalten, wenn am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien in einer Feierstunde die Schülerinnen und Schüler des Bildungszentrums ausgezeichnet werden, die im ersten Schulhalbjahr besondere Leistungen erbracht haben.
Der Vorlesewettbewerb wird alljährlich vom Börsenverein des deutschen Buchhandels für alle Sechstklässler in den Schulen der Bundesrepublik ausgeschrieben. Ziel ist es, die Freude am Lesen zu wecken, den Umgang mit Büchern zu fördern und die Lesekompetenz zu stärken. Im Zeller Bildungszentrum wird fächerübergreifend darauf hingearbeitet, dass eine „Biographie des Lesens“ entstehen kann: vom Leseanfänger über den fortgeschrittenen Leser bis zum Leseexperten. Das Vorlesen und das gemeinsame Lesen tragen dazu ebenso bei wie die regelmäßige Nutzung des Bücherangebots in der Schülerbibliothek.

Autor: Hansjörg Wörner, Schwarzwälder Post

(Erstellt am 16. Dezember 2019)