Shirin Volk ist Siegerin des Bildsteinpreis-Wettbewerbs 2019

Die Werkrealschülerin Shirin Volk ist die Siegerin des Bildsteinpreis-Wettbewerbs 2019. Sie hat die Lebensgeschichte ihres Großvaters aufgeschrieben. Der 2. Preis ging an Jacqueline Barth für ihren Aufsatz über die Oberharmersbacher Tracht und ihre Geschichte. Nico Breithaupt hat sich mit der Geschichte der Konradskapelle in Biberach befasst und damit den 3. Preis gewonnen.

Bei der Preisverleihung am heutigen Freitagvormittag im Hotel »Sonne« erinnerte Bürgermeister Günter Pfundstein an das Vermächtnis des Stifters Josef Bildstein, der seine wertvolle Sammlung an Münzen, Mineralien und Uhren der Stadt Zell vererbt hatte. Ihm sei es wichtig gewesen, dass Heimatforschung lebendig bleibt. »Es ist wichtig, dass sich die Jugend für ihre eigene Geschichte interessiert«, unterstrich Bürgermeister Günter Pfundstein den Wert des Bildsteinpreis-Wettbewerbs, denn es gebe keine Zukunft ohne eine Vergangenheit. Auch die Siegerpreise in Form von Uhren würden an die wertvolle Sammlung Bildsteins erinnern.
Zur feierlichen Preisverleihung waren die Mitglieder der Bewertungskommission sowie Rektorin Anne-Cathrin Medel gekommen. Klassenlehrerin Elke Blachowski hatte die Schüler bei ihren Geschichtsarbeiten begleitet. Als Laudatoren stellten heute Vormittag Herbert Vollmer, Susanne Richter und Horst Feuer die ausgezeichneten Bildsteinaufsätze vor.
Die Konradskapelle in Biberach
Horst Feuer bezeichnete den Bildsteinpreis-Wettbewerb als ein schulisches Highlight in der Bildungslandschaft der Region. Heimat, Kultur und Geschichte würden dabei in den Blick genommen. Nico Breithaupt hat sich in seinem Aufsatz mit der Geschichte der Konradskapelle in Biberach befasst. Die Kapelle über dem Sturmbühl ist weithin sichtbar. Auch er könne sie von seinem Haus aus in Unterentersbach am Horizont wahrnehmen, berichtete Horst Feuer.
Den Ursprung nahm die Kapelle durch ein Gelübde von Amalie Schilli, die im Alter von 43 Jahren schwer erkrankte und sich bittend an den Heiligen Konrad wandte. Sie wurde wieder gesund und setzte sich danach für den Bau der Kapelle ein. Die Einweihung hat im Jahr 1935 stattgefunden. Bis 1963 betreute sie persönlich die Konradskapelle.
Laudator Horst Feuer bestätigte Nico Breithaupt, dass er einen gut gegliederten, preiswürdigen und lesenswerten Bildsteinaufsatz verfasst habe.
Meine Tracht und ihre Geschichte
Jacqueline Barth, die Gewinnerin des 2. Preises, hat über »Meine Tracht und ihre Geschichte« geschrieben. Susanne Richter bestätigte in ihrer Würdigung, dass in dem Aufsatz die Freude und Begeisterung sowie die persönliche und familiäre Verbundenheit von Jacqueline Barth mit dem Thema zu spüren sei.
Ausführlich erklärt die Schülerin in ihrem Bildstein-Aufsatz die verschiedenen Formen der Tracht, erinnert an die Gründung der Trachtentanzgruppe Oberharmersbach in den Jahren 1960/61 und erklärt Fachbegriffe wie »Halsnister, Henkelhaube oder Peter«. Jacqueline Barth berichtet darüber, wie aufwändig es ist, eine Festtagstracht richtig anzuziehen. Mit ansteckender Begeisterung und persönlich gelebter Erfahrung, so Susanne Richter, werde von Jacqueline Barth die Schönheit der Oberharmersbach Tracht beschrieben, die ein regionales Kulturgut darstellt.
Dede, mein türkischer Großvater
Shirin Volk sagt von sich, dass in ihr zwei Herzen schlagen. Ihr Großvater und ihre Mutter sind türkisch, ihr deutscher Vater stammt aus Zell a. H. In ihrem Bildsteinaufsatz hat sie die Lebensge-schichte ihres Großvaters nachgezeichnet. »Dede« ist die tür­kische Bezeichnung für »Opa«.
Ihr Großvater Zeki Acimann wurde im Jahr 1946 in Kappadokien im Hochland von Anatolien geboren und wuchs mit seiner Familie in Istanbul auf. Er erlernte zunächst den Beruf des Damenfriseurs, wurde später Fabrikarbeiter. Schon früh zeigte sich seine Fußballbegeisterung und sein Talent als Torwart. Er schaffte es bis in die 2. Türkische Liga. Wirtschaftlich bot dies kaum ein Auskommen. Sein Bruder Dogan wanderte nach Gengenbach aus und konnte sich bald einen Mercedes leisten. Auch Zeki folgte dem wirtschaftlichen Ruf nach Deutschland und arbeitete als Stoff­zuschneider bei der Firma Hukla.
Eine ganz eigene Geschichte – mit einem glücklichen Ende – ist das Kennenlernen seiner künftigen Frau, die Rolle einer Tasse Mocca, die statt Zucker viel Salz enthält, der Umzug der Familie nach Deutschland und die Aussöhnung mit seinen Schwiegereltern. Der Fußball war es, der Zeki Acimann bei der Integration half. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des FC Ankara Gengenbach und stand später beim ASV Nordrach im Tor.
»Diese Lebensgeschichte liest sich wie ein guter Roman«, bestätigt Herbert Vollmer, der selbst eng mit dem Großvater von Shirin Volk verbunden ist. Die Familie Acimann lebte 27 Jahre im Haus des früheren Nordracher Bürgermeisters, seine Frau Stephanie betreute als Tagesmutter deren Kinder.
Shirin Volk sei es mit ihrem Aufsatz gelungen, die Sitten und Gebräuche in der Türkei zu beschreiben und auch die Probleme, wenn man als Gastarbeiter in ein fremdes Land kommt. Nicht zuletzt überzeuge ihre Arbeit mit ihrer hohen Qualität. Die Geschichte der Familie Acimann bewertete Herbert Vollmer als ein »positives Beispiel einer gelungenen Eingliederung«.

Autor: Hanspeter Schwendemann, Schwarzwälder Post