Jugendbeteiligung mal anders

Im Gemeindesaal des ehemaligen evangelischen Pfarrhauses soll sich einmal die Jugend treffen können. Das Haus gehört inzwischen der Stadt Zell.     Foto: Dietmar Ruh

In Zell soll es künftig eine "Jugendcommunity" geben, die sich ohne straffe Regeln selbst organisiert. Damit ist ein Jugendgemeinderat außen vor, nicht aber der Treffpunkt im evangelischen Pfarrhaus.

In die Jugendbeteiligung der Stadt Zell kommt neuer Schwung. Der Gemeinderat gab am Montag per Beschluss einer geplanten „Jugend-Community“ seinen Segen, legte als Treffpunkt für Kinder und Jugendliche den Gemeindesaal des ehemaligen evangelischen Pfarrhauses fest und gab Mittel für einen Jugendsozialarbeiter frei, der nun gesucht werden soll. Parallel dazu soll ein Jugendausschuss von den Fraktionen gebildet werden. im Herbst soll sich die neue Jugendvertretung Zells formieren, ein Sprecher-Duo ist dann in Kontakt mit der Stadt und soll bei entsprechenden Themen auch im Gemeinderat gehört werden.
 
Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, ist auch in der Gemeindeordnung verankert. Die Jugend soll „in angemessener Weise beteiligt werden“, heißt es da. Und weiter: „Dafür sind von der Gemeinde geeignete Beteiligungsverfahren zu entwickeln. Insbesondere kann die Gemeinde einen Jugendgemeinderat oder eine andere Jugendvertretung einrichten.“ In den Jahren von 1994 bis 2018 hatte Zell einen Jugendgemeinderat, danach schien das Interesse an solch einem Gremium erloschen, es fanden sich kaum Kandidaten, Wahlen mussten mehrmals verschoben werden.
 
Dass Jugendliche sich an Gemeindepolitik beteiligen wollen, aber feste Rahmen ablehnen, zeigte sich auch bei einem Workshop mit rund 80 Kindern und Jugendlichen im März dieses Jahres. Dort wurde die Idee einer Jugendcommunity geboren. Ein Jugendgemeinderat, wie in einem CDU-Antrag 2024 gewünscht, stieß bei den Jugendlichen auf keine Gegenliebe. Vielmehr kristallisierte sich bei einem zweiten Workshop heraus, dass einmal im Jahr ein sogenanntes Jugendforum stattfinden solle. An diesem Jugendforum sollen alle Kinder und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 20 Jahren aus Zell teilnehmen können. Unter den Teilnehmern des Jugendforums könnte sodann ein Jugendgremium „gewählt“ werden. Nach Auffassung
der Kinder und Jugendlichen wird die Anzahl der Mitglieder nicht statisch festgeschrieben. Insgesamt sollten dieser Jugendcommunity nicht mehr als zwölf Personen angehören. Aus diesen Personen wird ein Sprecher-Duo bestimmt, das als Ansprechpartner dient.
 
Jugendsozialarbeiter
 
Die inhaltliche Begleitung der Jugendcommunity soll dabei durch einen Jugendsozialarbeiter erfolgen. Organisatorische Unterstützung erhält dieser durch einen Ansprechpartner des Hauptamtes im Rathaus. Ebenso wichtig war den Kindern und Jugendlichen ein Treffpunkt. Idealerweise könnte dieser im ehemaligen Gemeindesaal des evangelischen Gemeindehauses eingerichtet werden. Die Leitung dieses Jugendtreffs soll in die Hände eines Jugendsozialarbeiters gelegt werden. Die Jugendlichen waren von den räumlichen Möglichkeiten bei einer Besichtigung sehr angetan.
Der Gemeinderat ging diesen Weg mit. Diskussionen gab es um den Jugendausschuss, den der Gemeinderat 2024 auf Antrag der SPD bereits beschlossen hatte. Wird der nun überhaupt noch gebraucht? Die Mehrheit des Gremiums bejahte dies, sah ihn als Bindeglied zwischen Gemeinderat und allen Jugendlichen in Zell. Somit wurde in den Grundsatzbeschluss eingebaut, dass der Gemeinderat mit der Jugendcommunity nicht auf die Bildung eines Jugendausschusses verzichtet. „Wir wollen keine Aufsicht sein, eher eine Antenne für Belange der Jugend“, formulierte es Stefan Huber (SPD).

Autor: Dietmar Ruh, Offenburger Tageblatt