Zells Rücklagen sind bald aufgebraucht

Der Gemeinderat Zell beschloss den Haushalt 2025. Ab 2027 kommen harte Zeiten auf die Stadt zu, denn dann haben millionenschwere Großprojekte alle Reserven gefordert.

Der Gemeinderat Zell beschloss am Montag einen Haushalt für 2025, der insgesamt ein Volumen von 31,6 Millionen Euro umfasst. Die Rücklage der Stadt ist mit rund 9,2 Millionen gut gefüllt, somit fällt es auch leicht, rund 2,8 Millionen aus eben dieser Rücklage zu entnehmen, um laufende Investitionen von rund 5,5 Millionen Euro zu stemmen. Die mittelfristige Finanzplanung sieht aber diesen Griff in die Rücklage auch im Folgejahr vor, dann mit rund sechs Millionen Euro kräftig. Danach ist die Rücklage nahezu aufgebraucht, größere Kreditaufnahmen werden fällig.

„Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“, fasste Zells Bürgermeister Günter Pfundstein am Montag zusammen. „Die Haushalte 2025 und 2026 werden wir stemmen, was danach kommt, wissen wir noch nicht.“ Die für Zell ungewohnte finanzielle Unsicherheit hat natürlich ihre Gründe.

Zum einen haben sich die Gewerbesteuereinnahmen deutlich verringert: Waren es 2018 noch rund zehn Millionen Euro als Spitzenergebnis, so wurden 2023 nur rund 3,7 Millionen eingenommen. Inzwischen rechnet die Stadt mit rund 4,6 Millionen Euro für 2025. Dem gegenüber stehen höhere Ausgaben. So stiegen die Personalausgaben um rund eine Million Euro gegenüber 2024 und entsprechen inzwischen 34,15 Prozent der Aufwendungen im Ergebnishaushalt. Steigen wird wohl auch die Kreisumlage, wobei die letzte Entscheidung noch nicht gefallen ist. Von fünf Prozent war die Rede, die Stadt hat für 2025 vorsorglich eine Erhöhung von 3,5 Prozent eingeplant, was einer Umlage von rund 3,8 Millionen Euro entspricht.

Der Hauptgrund allerdings, warum die Stadt an ihre Reserven gehen muss, liegt an anstehenden Millionen-Projekten. So steht der Bau des neuen Kindergartens „Kleine Wolke“ an, die Umsetzung des Sanierungsgebiets „Stadtkern West“ und nicht zuletzt die Maßnahmen zum Hochwasserschutz entlang des Harmersbachs. Für Sanierungsgebiet und Hochwasserschutz fehlen noch die Förderzusagen. Dies ist unter anderem der Grund, warum der Finanzausschuss vermutlich im März nochmals zum Haushalt tagen wird. Dann wird auch die Höhe der Kreisumlage feststehen.

Der Haushaltsplan wurde zwei Mal nichtöffentlich und ein Mal öffentlich vorberaten. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt in diesem Jahr auf der Neugestaltung der „Dorfstraße“ im Ortsteil Unterentersbach (475.000 Euro), dem Baubeginn des Radwegs zwischen „Buchenwaldstraße“ und „Klosterstraße“ (833.440 Euro), der Fortführung des Breitbandausbaus der sogenannten Weißen und Grauen Flecken im Gemeindegebiet (272.000 Euro) und dem Beginn der Planungen für den Neubau des Kindergartens „Kleine Wolke“ im Ortsteil Unterharmersbach (415.000 Euro).

Planungskosten

Im Familienbad schlagen Sanierungsmaßnahmen mit 289.000 zu Buche. Für die Feuerwehr sind 330.000 Euro eingeplant, hier geht es um ein neues Fahrzeug und die Umstellung auf Digitalfunk. Weiter soll in die Entwicklung des Bahnhofareals mit der Neugestaltung der Hindenburgstraße investiert werden (Planungskosten 115.000 Euro) sowie in Maßnahmen für den Hochwasserschutz (Planungskosten 580.000 Euro) und ins mögliche Sanierungsgebiet „Stadtkern-West“. Förderzusagen vorausgesetzt.

Die Stellungnahmen der Fraktionen im Gemeinderat fielen relativ kurz aus und hatten einen ähnlichen Tenor. Max Bergsträsser (FW) hoffte, dass die Wirtschaft wieder zum Laufen kommt. Grundsätzlich sei die Stadt gut aufgestellt, man müsse sich aber vielleicht vom ein oder anderen Projekt trennen. Hannes Grafmüller (CDU) lobte den Anteil an der Einkommenssteuer (5,6 Millionen Euro) als verlässliche Einnahme, auch er hoffte auf mehr Wachstum, zeigte sich grundsätzlich aber zuversichtlich, dass die nächsten zwei Jahre besser als erwartet laufen. Armin Reber (Grüne Liste) hoffte, dass die Lage der Stadt stabil bleibt oder sogar noch besser wird.