Musikschule kann in Zell planen

Der Gemeinderat Zell fasste offiziell den Beschluss, dass die Musikschule die Alte Kanzlei nutzen darf. Über das Belegungskonzept der Räume gab es im Gemeinderat allerdings Diskussionen.

Die Musikschule soll ihre neue Heimat noch in diesem Jahr in der Alten Kanzlei beziehen können. Nach der Absichtserklärung vom März 2021 fasste der Gemeinderat Zell nun dazu am Montag auch den offiziellen Beschluss.

Erstaunt waren manche Gemeinderäte allerdings, dass die Räume des Rathaus-Nachbargebäudes bereits vom Bauamt für musikalische Zwecke grob überplant waren. Auf Antrag von Sybille Nock (Grüne Liste) führte das beim Beschluss zum Zusatz: „Die endgültige Belegung der Räume muss durch den Gemeinderat noch erfolgen“. Zuvor wurde in der Diskussion deutlich, dass im Gemeinderat auch Bedarf für öffentlich nutzbare Räume in der Alten Kanzlei gesehen wird. So könnte etwa der bisherige große Leseraum als öffentlicher Multifunktionsraum dienen und nicht nur für die musikalische Früherziehung, wie in den Plänen vorgesehen.

Nachnutzung

Mit der Fertigstellung des Rathausprojekts gelingt es, alle Abteilungen der Stadtverwaltung im historischen Rathaus und dem Neubau unterzubringen. Auch Bauamt und Baurechtsbehörde werden dann von der „Alten Kanzlei“ in neue Räume ziehen. Das wird bis März der Fall sein. Damit ergeben sich dort  Möglichkeiten für eine Nachnutzung. Dass die „Alte Kanzlei“ ideal für die Musikschule wäre, sah auch der Gemeinderat so. Seit Abbriss ihrer ehemaligen Heimat in der Nordracher Straße nutzt die Musikschule provisorisch Räume in der Ortsverwaltumg Unterharmersbach.

Am Montag ging es nun neben dem Grundsatzbeschluss auch um die notwendige Sanierung der Alten Kanzlei, damit die Musikschule einziehen kann. Unter anderem braucht es teils neue Fenster. Darüber hinaus sind Schallschutzmaßnehmen und Malerarbeiten geplant. Im Haushalt 2024 sind dafür 90.000 Euro eingestellt. Im nächsten Jahr stehen weitere 150.000 Euro für die Sanierung zur Verfügung.

Unter anderem wird das ehemalige Archiv im Keller zum schallgeschützten Raum für Schlagzeug-Unterricht und für Bands ausgebaut. Im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss sollen insgesamt fünf Unterrichtsräume entstehen. Der ehemalige Leseraum im Erdgeschoss ist als Raum für frühkindliche Musikerziehung ausgewiesen.

In der Diskussion im Gemeinderat stieß die bereits grob ausgearbeitete Belegung auf Erstaunen und Widerstand. „Ich dachte, wir schauen uns das Nutzungskonzept in Ruhe an“, meinte etwa Andrea Kuhn (FW). Auch Sybille Nock (Grüne Liste) meinte, dass man die Umsetzung noch nicht genau ausdiskutiert habe. „Die Alte Kanzlei sollte auch für die Bürger einen Anteil an Platz bieten“, betonte sie.

„Nicht ausgereift“

Auch Ludwig Schütze (SPD) meinte, das Konzept sei noch nicht ausgereift, zumal die Musikschule „nicht den ganzen Tag drin“ sei. Unterricht im ehemaligen Lesesaal gebe es beispielsweise höchstens zwei Mal die Woche, ansonsten wäre der Raum ungenutzt. Hannes Grafmüller (CDU) meinte, es sollten Regeln für Nutzung und Zugänglichkeit aufgestellt werden. Es wurde deutlich, dass der Gemeinderat der Musikschule die neue Heimat bieten andererseits aber die Alte Kanzlei mit ihrer zentralen Lage, zumindest in Teilen, auch der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte. Zumindest in Zeiten, in denen die Musikschule die Räume nicht selbst nutzt.

Dieses Anliegen nahm Bürgermeister Günter Pfundstein in den Beschluss mit auf. „Der Beschluss sagt, dass die Musikschule ihre Heimat in der Musikschule haben wird. Wofür jeder Raum dient, legen wir letztlich fest“. Mit diesem Zusatz fiel die Entscheidung bei einer Enthaltung. 

Die Musikschule kann also ihren Umzug in die Stadtmitte planen, angedacht ist der September. Die notwendigen Sanierungsarbeiten können ab März beginnen.

Autor: Dietmar Ruh, Offenburger Tageblatt