Erster Spatenstich für das Jahrhundertbauwerk
Regierungspräsidentin Schäfer: »Eine Gemeinschaftsmaßnahme von Land und Stadt« – Verkehrsminister Hermann: »Sicherheit und Aufenthaltsqualität werden gesteigert« – Bürgermeister Günter Pfundstein: »Die L 94 ist die Lebensader im Tal« – Ortsvorsteher Wagner: »Freuen Sie sich auf das schönste Unterharmersbach aller Zeiten«
Mit dem ersten Spatenstich wurde am Mittwochvormittag der offizielle Startschuss für die Sanierung der Ortsdurchfahrt Unterharmersbach gegeben. Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer machten mit ihrem Kommen die Wichtigkeit dieser Straßenbaumaßnahme deutlich. Für die Stadt Zell ist es ein Jahrhundertbauwerk. Zwischen 13 und 14 Millionen Euro fließen in die Sanierung des zwei Kilometer langen Streckenabschnitts der Landstraße, den Neubau von zwei Brücken und die komplette Erneuerung der Infrastruktur.
Unterhalb der »Kaffeebrücke« war der Festplatz für den ersten Spatenstich eingerichtet, zu dem das Land Baden-Württemberg und die Stadt Zell gemeinsam eingeladen hatten. Groß war die Zahl der Ehrengäste, die der Einladung gefolgt waren und auch viele Unterharmersbacher Bürger wollten diesen für die Ortschaft historischen Moment miterleben. Allen voran konnten Bürgermeister Günter Pfundstein und Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer in Unterharmersbach begrüßen. Zu den Gästen zählten unter anderem Bürgermeisterin Daniela Paletta und Bürgermeister Siegfried Huber, Amtsleiter Roland Gäßler vom Straßenbauamt des Ortenaukreises, Gemeinde- und Ortschaftsräte, Vertreter von Polizei, THW, Feuerwehr und die Vertreter der am Bau beteiligten Planer und Unternehmen. Die Kirchen waren durch Bruder Markus, Pfarrer Bonaventura Gerner und Pfarrer Reinhard Monninger vertreten.
Der gemeinsame Aufmarsch der Abordnungen der Bürgerwehren von Zell und Unterharmersbach, angeführt von den beiden Hauptmännern Paul Gutmann und Marcus Roth, gab dem Festakt einen würdigen Rahmen. Ein Ensemble des Musikvereins Unterharmersbach unter der Leitung von Dirigent Stefan Polap umrahmte den ersten Spatenstich. Beim »Badner-Lied« nach »getaner Arbeit« stimmten alle Gäste, auch Verkehrsminister Herrmann, lautstark mit ein. Für die beiden hochrangigen Landesvertreter gab es schöne Erinnerungsgeschenke von der Zeller Keramik und beide trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Zell ein.
Seit 2009 wurde die Straßensanierung geplant
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer blieb es vorbehalten, mit ihrer Ansprache die Feierstunde zu eröffnen. Noch nie habe sie erlebt, dass zu einem Spatenstich sogar die Bürgerwehr aufmarschiert ist. Die Sanierung der L 94 sei nicht nur wichtig für Zell und Unterharmersbach, für die Menschen die hier leben und für die Nachbargemeinden, sondern auch von Bedeutung für das Land Baden-Württemberg. In der Region sei viel los in Sachen Straßenbau, stellte Bärbel Schäfer fest und nannte vor allem den Ausbau der B33.
Die Regierungspräsidentin erinnerte daran, dass man schon seit 2009 den Ausbau der L94 in Unterharmersbach plane, weil die Strecke eklatante Baumängel aufweise. Sowohl für die Autofahrer als auch für die Radfahrer und Fußgänger werde die Strecke nun sicherer. »Der Ort wird attraktiver!« Regierungspräsidentin Schäfer betonte, dass es sich hierbei um eine große Gemeinschaftsmaßnahme von Land und Stadt handle. Schon bei den Planungen habe man kooperativ und harmonisch zusammengearbeitet und gute Absprachen getroffen. Jetzt sei es an der Zeit, diese Pläne vom Papier auf die Straße zu bringen. »Einfach wird es nicht werden«, bat Bärbel Schäfer alle Beteiligten um Zuversicht und Durchhaltevermögen. »Heute ist ein wichtiger Tag zum Feiern«, rief sie den Gästen und der gesamten Bevölkerung zu.
Hier entsteht Zukunft
Eine funktionierende und vor allem sichere Infrastruktur sei das Ziel der Verkehrspolitik des Landes Baden-Württemberg, betonte Verkehrsminister Winfried Hermann in seiner Ansprache. Dabei hätten Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen Vorrang. Als er vor sechs Jahren ins Amt kam, lagen 700 angemeldete Straßenprojekte auf seinem Schreibtisch. Die Sanierung der L94 in Unterharmersbach habe man in das Lückenschluss-Programm aufgenommen und sei nun in diesem Jahr als einzige von zwölf Maßnahmen in Angriff genommen worden.
Auch Verkehrsminister Hermann betonte, dass es sich hier um ein Partnerschaftsprojekt handle, bei dem sich Land und Stadt jeweils etwa zur Hälfte die Kosten teilen. Neben der Straßen- und Brückenerneuerung werden auch sämtliche Kanäle erneuert und die Breitbandverkabelung vorangebracht. »Hier entsteht Zukunft«, betonte Verkehrsminister Hermann und zeigte sich sicher, dass Zell damit mehr Lebensqualität gewinne. Und er zeigte sich glücklich darüber, dass sich alle Beteiligten einig sind: »Wir brauchen das!«
Ein Jahrhundertbauwerk für die Stadt
»Wirklich stolz bin ich, dass heute mit dem ersten Spatenstich die eigentlichen Sanierungsarbeiten an der L94 beginnen können«, freute sich Bürgermeister Günter Pfundstein. Mit dem Blick auf das Investitionsvolumen in Höhe von rund 13 bis 14 Millionen Euro könne man, so der Bürgermeister, von einem Jahrhundertbauwerk für die Stadt Zell sprechen. Die L94 sei nicht nur für die Unternehmen »die« Lebensader im Tal, sondern auch für jeden sichtbar in die Jahre gekommen. Aus einer anfangs vorgesehenen Teerdeckenerneuerung sei nun eine Komplettsanierung und gleichzeitig die größte innerörtliche Straßenbaumaßnahme geworden, die dieses Jahr in Baden-Württemberg begonnen wird.
Bürgermeister Pfundstein erinnerte an die intensive Planungsphase, die aufreibenden letzten Wochen und die vorgelagerten Baumaßnahmen zur Ertüchtigung der Umleitungsstrecke. Sieben Häuser seien im Vorfeld der Straßensanierung abgebrochen worden. Dem THW, allen voran Walter Nock aus Zell, dankte Bürgermeister Pfundstein für den Bau der 30 Meter langen Behelfsbrücke. Dem Land dankte er für die finanzielle Unterstützung. Als klares Signal wertete Bürgermeister Pfundstein die einstimmige Vergabe des Hauptauftrags an die Baufirma Reif durch den Zeller Gemeinderat. Die Bevölkerung bat Bürgermeister Pfundstein um Mithilfe im Interesse des Gemeinwohls: »Denken wir nicht in Problemen, sondern stets in Lösungen – und setzen diese auch um!«
Seinen persönlichen Dank richtete Bürgermeister Pfundstein an Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner für dessen außergewöhnliches Engagement. »Wir sind inzwischen ein eingespieltes L94-Team und werden uns auch in Zukunft allen Widrigkeiten stellen, die dieses Projekt noch mit sich bringen wird«, versprach der Bürgermeister.
Pfundstein lenkte den Blick auch auf das Forschungsprojekt »Zell 2030«, bei dem es unter anderem darum gehe, die Verkehrsströme nachhaltig zu verändern. »Dazu brauchen wir gute Verkehrswege.« Angesichts der Topographie und vieler verpasster Chancen in der Vergangenheit habe man in Zell großen Nachholbedarf in Sachen Fuß- und Radwege.
Die schützende Hand Gottes erbeten
Zum Beginn der Großbaumaßnahme erbaten Bruder Markus und Pfarrer Reinhard Monninger Gottes schützende Hand und Gottes Segen. »Dieser Weg wird kein leichter sein«, zitierte Pfarrer Monninger den bekannten Liedtext. Deshalb seien von allen Beteiligten Einsicht, Rücksichtnahme und Solidarität gefordert.
»Für Unterharmersbach ist dies ein historischer Tag«, betonte Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner und versprach: »Wir stehen wie eine Eins hinter dieser Baumaßnahme.« Schon seit über zehn Jahren sei man mit der Neugestaltung der Gemeinde beschäftigt. In dieser Zeit seien schon 40 Häuser saniert worden. Jetzt könne es Unterharmersbach nicht mehr erwarten, dass aus der Aschenputtel eine Prinzessin werde. »Freuen Sie sich auf das schönste Unterharmersbach aller Zeiten«, rief der Ortsvorsteher aus: »Heute wird mit Freibier von der Stadt Zell gefeiert. Ab morgen wird in die Hände gespuckt!«
Autor: Hanspeter Schwendemann, Foto: Susanne Vollrath, Schwarzwälder Post